Begonnen hatte dies alles eher gemütlich und gesellig. Das Vereinsprotokoll weiß zu berichten: „Im Jahre 1905 schlossen sich Schießsportbegeisterte Männer aus Obergriesbach zusammen und gründeten einen Schützenverein, bei welchem besonders die hiesigen Forstleute, der damalige Braumeister Stegmeier, der Lehrer Hanrieder und der Wirt Brandmeier, Mitglieder waren. Auch ein Stutzen wurde gekauft.“


Einige Jahre später, am 27. Januar 1912, gründeten eine Gruppe von Reservisten und jungen Burschen des Dorfes einen weiteren Verein, die „Jungschützen Obergriesbach“. Am 28. März 1914 fand der letzte Schießabend vor dem Ersten Weltkrieg statt und bis zum Ende dieses Krieges gab es keine Aktivitäten mehr.


Der eigentliche Schützenverein entstand, als sich die beiden Vereine 04. Januar 1919 zusammenschlossen und so die „Zimmerstutzen-Gesellschaft Lohengrin Obergriesbach“ gründeten. Die Vereinschronik berichtet: „Um das gesellschaftliche Leben, das in der Gemeinde während des Weltkrieges ganz still gestanden war, wieder zu erwecken, hatte sich heute eine Anzahl Personen im brandmairischen Gasthause eingefunden und gründete einen Schützenverein. Damit ist der vor dem Krieg bereits bestandene Schützenverein wieder aufs Neue erstanden.“ Der Verein zählte damals 14 Mitglieder. 


Schießen in den 1920er Jahren ist mit den heutigen Verhältnissen nicht vergleichbar. Damals wurde in der brandmairischen Wirtschaft von der Gaststätte aus durch einen Mauerdurchbruch zu den „Blatteln“ in der Küche geschossen. Ohne sich um die fliegenden Kugeln aus den Zimmerstutzen zu kümmern, richtete dort die Brandmairin ihre Brotzeiten für die Schützen her. Zum Schutz der normalen Gäste wurden mannshohe, hölzerne Schutzwände aufgestellt, um die Schützen von den Gästen zu separieren. Es fand aber nicht jede Kugel ihren Weg durch den Mauerdurchbruch. Noch am 10. Januar 1953 passierte es, dass ein Schütze mit dem Zimmerstutzen in das vor dem Schreiber liegende Schießbuch schoss. Die Kugel durchschlug den Deckel und 20 Seiten des Buches und hätte fast dem Schreiber den Federhalter aus der Hand geschossen. Und trotz der Schutzwände fand die Kugel schließlich ihr Ziel zwischen den Gästen in der Gaststube.


Am 08. März 1941 musste das Schießen erneut eingestellt werden. Der Zweite Weltkrieg zwang die Schützen zu diesem Schritt und am 28. April 1945 fand die „Schützengesellschaft Lohengrin“, nachdem amerikanische Soldaten das Feuerwehrhaus aufgebrochen und sämtliche Gewehre zerstört hatten, ihr vorläufiges Ende. Der Verein wurde aufgelöst, da die Alliierten jegliches Schießen verboten.


Die Begeisterung für das sportliche Schießen war aber auch nach dem Krieg vorhanden und so wurde am 10. November 1951 der Schützenverein wieder ins Leben gerufen. Obwohl der Verein Nachfolger der „Schützengesellschaft Lohengrin“ war, konnte man sich nicht dazu entschließen, diese Bezeichnung zu übernehmen. So erhielt der Verein den Namen „Schützenverein Hubertus Obergriesbach“. Mit hervorragend erarbeiteten und bestens organisierten Voraussetzungen konnte der neuen Schützenverein in eine gute Zukunft starten.


Der Verein blühte auf. So wurden jährlich Schützenbälle, Sommernachtsbälle, u.v.m. veranstaltet, Patenschaften wie 1953 für Taiting-Bitzenhofen und 1959 für Sulzbach übernommen und 1962 das erste Gauschießen mit 247 Teilnehmern durchgeführt. Die Schützen waren ebenso an der Theaterbühne beteiligt und führten am 25. Dezember 1952 ihr erstes Stück, das Volksstück „Der Störenfried“, bei sechs Vorstellungen vor mehr als 1200 Besuchern auf.


Im Februar 1955 beschlossen die Vereinsmitglieder den Bau eines Schützenheimes mit Kleinkaliberstand in der alten Kiesgrube am nördlichen Dorfrand. Alle Mitgliederverpflichteten sich einen Betrag von mindestens 25 Mark zinslos und auf unbestimmte Zeit zur Verfügung zu stellen und kostenlos Hand- und Spanndienste zu leisten. Bereits am 04. September 1955 konnte das neu errichtete Obergriesbacher Schützenheim eingeweiht werden.


Die neu errichtete Schießstätte fand aber nicht die erwartete Resonanz. Weiterhin wurde hauptsächlich in der Schlosswirtschaft geschossen, daher baute man 1969 im Dachgeschoss der Gaststätte einen Raum aus, in dem fünf Schießstände mit Seilzuganlagen installiert wurden. Das Schützenheim wurde, da es nicht weiter genutzt wurde, anderweitig vermietet.


Die fünf Schießstände in der Wirtschaft reichten bald nicht mehr aus. So gingen die Hubertusschützen daran, neu und auf weite Sicht zu planen. Am 10. Februar 1978 wurde beschlossen, an das bereits bestehende Schützenheim eine Schießhalle mit acht Ständen anzubauen. Auch hierwurden fast alle Arbeiten, wie beim Bau des Schützenheimes, in Eigenleistung erbracht. Vom 08. Bis 10. Juni 1979 konnte diese Schießhalle, verbunden mit einer großen Festlichkeit, eingeweiht werden.


So darf der Schützenverein Hubertus Obergriesbach nun auf eine über 100 jährige Geschichte zurückblicken in der Tradition eine wichtige Rolle gespielt hat und auch immer noch spielt.

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